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Folge 17: Haruki Murakami – Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki

Tsukuru Tazaki und seine vier farbigen Kameraden sind so was wie die Fünf Freunde, nur noch penetranter. TKKG vielleicht. Nur irgendwann verstoßen sie Tsukuru ohne dafür einen Grund zu nennen und lösen damit eine lebensbedrohende Krise bei ihm aus. Jahre später plant er Bahnhöfe und hat sich mit seiner Einsamkeit arrangiert. Als seine Freundin Sara ihn jedoch all zu lange triezt, macht er sich doch noch auf seine Freunde wiederzufinden, um hinter die Ursache ihres rätselhaften Verhaltens zu kommen.

Die KuKuLiZe-Freunde finden sich zu ihrer Besprechung zum Sushi essen in Loft-Nähe ein. Man mag das Bild der Bahnhöfe wegen all ihrem Rein und Raus, bemerkt die Präsenz von Cutty Sark, hört »Le mal du pays« (noch mehr jedoch die japanische Ausgabe der Panflöte aus Constis CD-Sammlung) und wundert sich über abgetrennte Finger, Klavierspielerparabeln und Schauplatzwechsel nach Finnland. Zur Erheiterung trägt ebenso bei, was mancher Vagabund nach Anbruch der Dunkelheit im Leuschner-Hinterhof hinter- bzw. ablässt.

Folge 16: Roald Dahl – Charlie und die Schokoladenfabrik (Weihnachtsgala)

Manche Ereignisse sind derart groß, dass sie erst mit einigem zeitlichen Abstand beurteilt und eingeordnet werden können. So auch die Weihnachtsgala 2013 der KuKuLiZe. Bereits lange zuvor wurden Menü- und Organisationskomitees eingesetzt, Rollen und Aufgaben vergeben und sich ganz doll drauf gefreut. Im hochherrschaftlichen Büro Miske fand sich dann bereits früh am Tag ein Expertenteam ein, das mit Hingabe und Präzision ein Feuerwerk von gastronomischen Spitzenleistungen abfackelte. Lediglich der Kloßbeauftragte versagte auf ganzer Linie. Beilagen stellten sich jedoch als reichlich vorhanden raus, so dass man gerade noch Gnade vor Recht ergehen lassen konnte. Es ergab sich eine Völlerei grenzenlosen Ausmaßes mit der Erkenntnis, dass Bier in der Tat auf der Stufe zum neuen Wein steht. Der aktuelle Titel wurde ebenso heiter aufgearbeitet. Man verlas reichlich lustige Oompa Loompa-Songs (Jannis bleibt für immer unsere Siegerin des Vorlesewettbewerbs), aß knallbunte Süßigkeiten und Schokoladenkuchen und erfreute sich an mitunter befremdlich anmutenden Weltanschauungen des Autors, die nicht ohne Einfluss auf seine Enkelin geblieben sein können. Bei der anschließenden Weihnachtsfeier der WG Leuschner merkte man dann doch recht deutlich, wer bereits seit 5-8 Stunden am Alkohol naschte. Aber auch hier war die Stimmung prächtig. Die Vorfreude auf Weihnachten 2014 ist bereits riesig!

Folge 15: Kurt Vonnegut – Slaughterhouse Five

Diesmal in kleiner Besetzung, doch mit nicht minder imposanter Literatur. Die Kukulize traf sich Dienstag zu ihrer inzwischen fünfzehnten Ausgabe. Bald füllen wir ein eigenes Regalbrett. So geht das. Nur die Mitgliederzahl purzelte: Sandra bat um Austritt. Kunst, Kultur und Literatur fördern zwar den Charakter, verlangen aber auch einiges ab. Nachdem die Fremdverkostung die letzten Male auf außerordentliche Begeisterung gestoßen war, wurde wieder auswärts gespeist. Consti war nach Martinsgans und so traf man sich in idyllischer Ku’Damm-Nähe im Marjellchen. Ein Geheimtipp vom RA Miske. Da gibt es schlesische Küche, eine original Inneneinrichtung von 1970 und auf Vorbestellung auch Gans, nämliches, für den doppelten Preis etwa eines vorzüglichen Sauerbratens, wurde genau von einer Person geordert. Man wird nicht von allein Rechnungsvorderster. Man will aber auch auf nachfolgende Gänseessen durch reichlich Vergleich optimal vorbereitet sein. Steffi bestellte sich eine Tilsiter-Platte, da Abendbrot nunmal keine warme Mahlzeit sei und echte Uhligs abends immer noch Brot essen. Alles war sehr sehr gut. Auch das Buch, das trotz seiner Kürze nur drei der Anwesenden gänzlich gelesen hatten. So geht das (nicht). Der Rest versicherte hingegen, dass man es unbedingt nachholen wolle, jetzt wo man ja verstehe, welch Werk man da nicht gelesen hätte. Solch’ Lippenbekenntnisse schützen natürlich vor Strafe nicht und die Vereins(Jannis!)kasse freut sich auf die Zuwendungen. Wer es gelesen hatte sah sich bestens unterhalten und konnte auch die Sprachkenntnisse erweitern. Besonders die »bitchy flibbertigibbet« fand viele Freunde und ist nun fester Bestandteil des eigenen Vokabulars. Auch sonst war das Tischgespräch gewohnt erhellend und mitten in der Diskussion um Miley und die Lilliputaner aus Hassloch sah man sogar noch den größten Mann der Welt. Um den Abend auch finanziell im Rahmen zu halten, hatte man sich eigentlich überlegt im Nachgang auf einen Drink ins Büro des RA Miske zu wechseln. Doch der Anwalt schrieb kurz vorher, er sei in wesentlichen Verhandlungen und dringenden Sachen aufgehalten worden, er käme nach, versicherte er, so es möglich sei. Ohne zu viel verraten zu wollen, er kam nicht, überhaupt nicht. Noch im Marjellchen wird über das bevorstehende Weihnachtsfest gesprochen und die Traditionen der einzelnen Anwesenden verglichen. Für Uhligs steht fest: verreisen an Weihnachten, das geht nicht. Wo kommen wir denn da hin? Es folgt eine längere Auseinandersetzung über die ideale Zubereitungsvariante einer Gans. Consti spricht sich für Gänse-Confit aus. Eine Einigung kann nicht erzielt werden. Einzig, dass Sascha erzählt es einmal im »Kentucky Fried Chicken-Jahr« erlebt zu haben, keine Gans an Weihnachten zu bekommen, sondern lediglich einzelne Brust und Keule, lässt alle kurz mit ihm trauern, doch dieses Jahr wird mittels Sous Vide und der heimischen Badewanne alles besser.

Später wechselt man frohen Mutes das Lokal. Vielen war nach Bar, Consti war in Sorge um das selbst auferlegte 50€-Limit und wollte lieber in die Kneipe. Mit seiner Gans, Nachtisch, Wein, Bier und Bärenfang war er bereits bis auf wenige Euro an selbiges herangerückt. Hecht & Co schienen zu doll bzw. nur mit angeheitertem Pressesprecher angemessen. Also entschied man sich für das Haus der 100 Biere, dessen Leuchtreklame gegenwärtig eine Sortimentsreduzierung ankündigt. Doch noch gibt es ein Münchner IPA (Baseball…) und buchenfassgereiftes Duckstein vom Hahn, also alles halb so wild. Consti unterstützte die lokalen Brennereien und probierte exotisch anmutende Klare. Bei musikalischer Beschallung der Kategorie Radio Paradiso fand der Abend so einen geruhsamen Ausklang. Lediglich die Nichtradler sorgten sich um ihren Heimweg und motivierten den Pressesprecher endlich mal über seinen eigenen Schatten zu springen. Die Angst vor fremden Autos wurde besiegt und er fühlte sich wie Billy in einem Sprung durch die Zeit in die Zukunft versetzt und clickte sich einen kleinen Mini-Flitzer für den Heimweg, der auch ganz ohne Beulen geschafft wurde. So it goes.

Für den nächste Lize und damit den Jahresabschluss und gleichzeitig die gewaltige Weihnachtsgala (letztes Jahr war es formidabel!) wurde auch gleich eine Entscheidung herbeigeführt. Steffi schlug »Charlie and the Chocolate Factory« von Roald Dahl (Jannis wird sich erinnern, aber dazu nächstes Mal mehr) vor und alle sagten sich, nach dem Mord und Totschlag im Vonnegut wäre das vielleicht tatsächlich mal was. Und so kann die Weihnachtsfeier kommen.

»Poo-tee-weet«

Folge 14: Helge Schneider – 00 Schneider

Staccato, wenige Wochen sind vergangen und schon wieder ein Event. Diesmal gleich in doppelter Ausführung und zu keinem geringeren Thema als Kommissar Schneider, dem größten Kriminalisten aller Zeiten. Das würde sicherlich heiß hergehen. Und so beginnt der Abend auch mit einem Paukenschlag. Zur Besprechung finden wir uns im »Fräulein Burger« irgendwo in Mitte ein und Jakob hat doch tatsächlich Kunstignorand Bernhard Barth dabei, dieser seinerseits die Komplettausgabe von Rilke. Reine Provokation, der Ausschluss von Jakob wird geprüft. Nochmal passiert uns sowas nicht. Kulinarisch bietet sich das übliche Bild, Consti ist wieder Rechnungsvorderster. Es gibt Gemüsefritten, die Steffi schrecklich freuen. Alle andern essen Burger, Bernhard provoziert. Thematisch geht es in der ersten Stunde um den just verstorbenen Hans Riegel, den Vater der Gummibären. Der Pressesprecher erzählt wieder und wieder von einer Eicheltauschaktion, bei der man große Mengen Gummitiere abgreifen könne, tatsächlich sind es Kastanien. Bernhard erwähnt, dass auch Tom Clancy viel zu früh von uns gegangen sei und spätestens jetzt nimmt Jakobs Ausschlussverfahren Fahrt auf. Über das Buch wird auch gesprochen. Selbstverständlich fanden es alle sehr gut. Nur RA Miske mosert, wird aber nicht müde mit dem breitesten Grinsen seine liebsten Stellen zu zitieren, Desinteresse sieht anders aus. Man verlässt das Restaurant nachdem dessen kompletter Vorrat an kalten Bieren ausgetrunken war und setzt zum Kino über. Die Idee steht im Raum die Kukulize auch für Andere erlebbar zu machen und in Zeiten von online und Smartphones kann dies wohl nur über ein Print-Magazin geleistet werden. Ein Titel ist schnell gefunden »Kukulize – das Magazin« und so überbrücken wir die Zeit mit dem Verteilen von Ressorts. Also eigentlich will nur RA Miske Ressorts und Kolumnen und zwar reichlich, kann den Mund gar nicht voll genug bekommen. Schlussendlich verlangt er die Bereiche »Übersee, Weltschmerz und Pfiffiges«, geht aber davon aus in erster Linie juristische Texte abzuliefern, mehr könne er nicht versprechen. Steffi ist als Chefredakteurin schnell ausgemacht, ist sie doch die einzige mit Redaktionserfahrung. Alles weitere wird sich fügen. Das Magazin ist somit nurnoch eine Frage der Zeit. Am Kino angekommen führt der Pressesprecher die Gruppe an, Kinos sind und bleiben sein natürliches Revier. Auf die Frage, ob es, wegen der freien Platzwahl, wohl voll werden würde, kann der Kinoangestellte nur schmunzeln. Wenig später sitzen wir in Saal 1, es sind noch vier weitere Personen im Kino. Irgendwer hat mehrere Tüten Haribos ins Kino geschmuggelt und verteilt großzügig. Bernhard hat nichts mitgebracht. Der Film ist natürlich ein voller Erfolg. Alle sind begeistert. Es ist schwer hier einzelne Szenen besonders zu würdigen, aber es könnte passieren, dass Schneiders nächster Film von einem Zahnarzt handelt. Die versteckte Gesellschaftskritik ist treffend und erklärt den überschaubaren Besucheransturm dieses Kinos irgendwo in Mitte.

Nächstes Buch: Kurt Vonnegut – Slaughterhouse-Five

Folge 13: Joseph Roth – Radetzkymarsch

 

Ein erneut vergnüglicher Abend liegt hinter der KuKuLiZe und will auch hier davon erzählen. Dieses Mal das Schönste aller Bücher: Joseph Roth – Radetzkymarsch. Das ganze in der herrlichen Atmosphäre der hierzu gemeinsam besuchten Joseph Roth Diele.* Ein Teil der KuKuLiZe ist hier oft. Chrissi sogar bereits am Abend zuvor. Man verbringt hier regelmäßig seine Mittagspausen. Nur der Pressesprecher wird nie informiert. Man will ihn vor weiterer Prokrastination und noch mehr Ausgaben in der Gastronomie schützen. Die Entstehungsgeschichte zur Auswahl des Werkes wurde ihm daher verschwiegen. Vermutlich war es Chrissi, der bei dem besten Kuchen der Stadt neugierig eines der ausliegenden Bücher in die Hand nimmt und nicht mehr loslassen kann. Und er behält Recht. Nicht nur jüngst verstorbener Reich-Ranicki ist Edel-Fan vom Marsch. Auch die KuKuLiZe fühlt sich Wohl in der Atmosphäre des Untergangs der Donau-Monarchie. Auch deswegen kein Wunder, ist doch ein großer Teil des Romans in Mampes Guter Stube entstanden. Ja, auch der Autor soll ein Freund des bekömmlichen Bitters gewesen sein. Sein Lebensende wurde zumindest durch ein spontanes Auslassen des Genusses hiervon beschleunigt. Der Pressesprecher schlägt bei seinem ersten Besuch gleich in die Vollen: Bücherkauf des aktuellen Titels (man will die Schriftenreihe schließlich in Mint Condition im Regal stehen haben) sowie Erstling des Autors + Hauptgericht, unterarm-große Stulle (sein gewöhnliches Abendbrot), Biere aus Steinkrügen und allerfeinste Schnäpse finden großen Anklang. Die Runde bestellt die gut bürgerliche Speisekarte rauf und runter: Roulade, Schweinebraten, Wurstsalat, Flammkuchen. Alles gefällt. Vor allem Geschmortes gelingt ja erst in großen Mengen. Hinterher noch lecker Stulle mit hart gekochtem Ei und Sardelle; das neue Katerfrühstück des Pressesprechers. Das Werk haben dieses Mal fast alle gut durchgezogen. War zwar umfangreich, gerade in Kombination mit dem sehr tragend vorgelesenen Hörbuch aber auch äußerst gefällig. Yenilee hatte Spaß an den rau-herzlichen Umgangsformen der Bosnier, die dem Opa nen Auge ausgestochen haben und Jessi findet Bestätigung für ihre Angst vor Vögeln, die stets den nahenden Tod ankündigen. Es wird ordentlich durch den Kot gestapft und viel Bohei um militärische Ränge gemacht. Auch der oft zitierte rote Bart von Bruder Jakob ist laufend vertreten und wird der politisch unkorrekte Running Gag des Pressesprechers. Aber bei Nutella-Haselnuss-Schnapps, Schlehenwasser und Mampe Halb und Halb ist das schnell verziehen. Nur der Neunziggrädige fehlt und kann auch nicht anschließend im angrenzenden Kumpelnest aufgetrieben werden. Dort trinkt man Beck’s und alles was die Whiskyauswahl so hergibt, verzichtet aber gerade noch so auf leuchtenden Gin Tonic. Während Sascha nach Kurztrip mit erneut sehr leichtem Gepäck die Müdigkeit übermannt, kehrt bei manch anderem sogar der Appetit zurück. Dies kann aber nicht an den üppigen Portionen in der Diele gelegen haben. So findet der Abend seinen überraschenden Ausklang beim Dönermann Ecke Hauptstraße, wo Jakob immer gerne Pasta isst und Consti sich mit Dürüm für den Marsch nach Hause eindeckt. Mit dem allseits beliebten Gassenhauer des lokalen Volksmundes auf den Lippen »Sind’s die Augen, geh’ zu Mampe / gieß’ Dir einen auf die Lampe, / kannste allet doppelt sehn, / brauchste nich zu Ruhnke gehn.« löst sich die Runde bester Dinge auf und freut sich auf die nächste Folge: Helge im Doppelpack. Heureka!

*Der Pressesprecher hat beim Verfassen dieses Beitrages beachtlichen Hunger und erinnert sich deswegen vornehmlich an den kulinarischen Part. Mal gucken, ob eine Stulle hilft.

KuKuLiZe@Opening Night FFF2013: The Congress

 

 

Das diesjährige Fantasy Filmfestival wurde am 20. August mit der Aufführung der Leinwandadaption des Science-Fiction-Klassikers »Der futurologische Kongress« von Stanislaw Lem eröffnet. Stets gut informiert und organisiert versorgte der Pressesprecher die Mitglieder mit den begehrten Tickets, so dass sich die KuKuLiZe nahezu vollständig im großen Saal des Cinemaxx am Potsdamer Platz einfand. Wollte man sich doch selbst ein Bild davon machen, wie Regisseur Ari Folman den seinerzeit bei Besprechung des Buches als nicht verfilmbar wahrgenommenen »Kongress« umgesetzt hatte. Da der Regisseur selbst anwesend sein sollte, war die Neugier zuvor um so größer, zumal Christoph bereits leidenschaftlicher Fan des Vorgängers »Waltz with Bashir« ist. Direkt von der Arbeit kommend war RA Miske bestens aufgelegt und versorgte die Meute mit funkensprühendem Witz & sehr viel Popcorn. Das sonst so begehrte 1€-Perso-Menü des Pressesprechers gilt leider nur für die Konkurrenz, doch die spielt lieber »Die Schlümpfe 2« anstelle von kulturellen Festival-Beiträgen. Nachdem endlich alle da waren (Consti vorher beim Golf, San musste noch zu Butter Lindner, nur unser RA als einziger arbeiten) konnten doch noch gute, sogar zusammenhängende Plätze (Jakob war da recht leidenschaftslos, beim Film sei es eh dunkel und man habe leise zu sein) gesichert werden, wenn auch recht weit vorn.

Die Erwartungshaltung an den Film war hoch, traute man doch Folman eine visuelle Ausdrucksform zu, die dem Ideenreichtum des Buches gerecht werden könnte. Um so verstörender der Trailer, in dem man vom Originalwerk einfach nix wieder erkannt hatte. Der eigentliche Film war anstrengend, aber außergewöhnlich. Folman entschied sich für einen zweigeteilten Ansatz, indem er die filmische Darstellung ab der Hälfte der Spielzeit von Spielfilm zu Animationsfilm wechselte. Um die eigentliche Geschichte des »Kongress« wurde zudem eine umklammernde Rahmenhandlung geschaffen, die kritisch mit dem modernen Hollywood und seinem Jugendwahn bzw. seiner Einfallsarmut abrechnet. Robin Wright (bekannt aus Forrest Gump) als Robin Wright soll komplett ausgelesen und gescannt werden, damit ihr digitales Ich zukünftig alle Schauspielrollen für sie übernehmen kann. Sie selbst trifft stets zu blöde Entscheidungen und ihre Kopie würde alles (nur nicht Nazis und Porno, Vertrag ist Vertrag) für sie zuverlässiger und unkomplizierter übernehmen. Aber: sie selbst darf nie wieder schauspielern, selbst nicht in einem Laientheater in Hintertupfingen. Nach langem Gezeter willigt sie ein, auch um ihren merkwürdigen Kindern (rebellische Tochter, mysteriös kranker Sohn) gerecht werden zu können. Im Scanner selbst versagen schließlich die Nerven, doch ihr Agent Harvey Keitel verlangt ihr mit einem großartigen Monolog über Ringelschwänze und die Verdienstmöglichkeiten von Freak Shows die gesammelte Emotionspalette ab. 20 Jahre später fährt die sichtlich gealterte Robin Wright auf Einladung der Produktionsfirma zum »Kongress«. Vor Einfahrt in die Region bekommt sie eine wundersame Tinktur und der animierte LSD-Trip im Popeye-Stil geht los. Einige Passagen machten besonders Spaß: San will nun auch unbedingt Hoteldirektorin werden, um im etwaigen Ernstfall auch Gummiboot und Jünglinge gestellt zu bekommen. Der Flughafen Tempelhof wird zur Spielwiese der Lust (deutlich besser als schon wieder Baseball…) und auch Jakobs Jägermeister-Exzess-Abend nach Wild at Heart-Besuch ist enthalten. Zum Glück wurde unser Abend damals nicht genau so hart mit Knüppelgewalt aufgelöst. Die Fratze von Tom Cruise erweist sich als prima Running Gag. Vor allem Sascha hat jedoch seine Probleme mit einigen Logikschwächen im zeitlichen Ablauf der Geschichte. Vermisst werden zudem die vortrefflichen Wortneuschöpfungen der Romanvorlage. Lediglich das Studio »Mira(-)mount« mag hieran erinnern.

Das anschließende Q&A mit Regisseur Folman wird zur journalistischen Sternstunde des Pressesprechers. Jannis musste hier leider vorzeitig passen, da er diplomatische Verpflichtungen hatte. Nach allgemeinem Blabla folgte die eine großere Frage zum Warum einer Rahmengeschichte um ein derart komplexes, vielschichtiges Buch. Ist denn das allein nicht schon genug? Antwort Folman: Ja, sogar zuviel um es zu verfilmen (und Stanislaw Lem hasste zu Lebzeiten zudem alle Verfilmungen seiner Bücher), also fühlte er sich dazu getrieben, es noch verzwickter und komplizierter zu machen. Einleuchtend! Eine rührende Geschichte um eine alternde Schauspiel-Schönheit der 60er, die unerkannt über den roten Teppich der Filmfestspiele von Cannes lief, brachte ihn dann auf die dazu geschaffene Geschichte um Robin Wright (auch wenn Cate Blanchett die erste Wahl war, aber als zu perfekt dann doch verworfen wurde). Darüber hinaus konnte so einiges über internationale Filmförderung und daraus resultierende Komplikationen bei der Animation von Personen gelernt werden. Belgische Männer bewegen sich einfach viel zu weiblich! Bei abschließendem Sekt und Buffethäppchen konnte die KuKuLiZe in der gemütlichen Cinemaxx-Lounge lustwandeln und wäre fast erneut mit Folman ins Gespräch gekommen. Doch Consti wollte lieber einen zweiten Sekt und Chrissi zurück ins Office. Nun, sei es drum, schön war’s trotzdem.

Folge 12: Martin Suter – Allmen komplett

Mit Martin Suter und seiner Krimireihe um den charmanten Herrn Allmen hat der gegenwärtige Literatur-Mainstream Einzug in die KuKuLiZe gehalten. Prompt folgte eine typisch deutsche Diskussion um E- und U-Literatur, wie auch die geäußerte Besorgnis man könne nun auch gleich (wie von ehemaligen Grundschulklassenkameradinnen bevorzugt) »Shades of Grey« oder »Twilight« lesen. Wie so häufig sind die Grenzen zwischen Kunst und Unterhaltung jedoch fließend bzw. liegen im Auge des Betrachters. Und wieso darf Kunst eigentlich keinen Spaß machen? Fall 1 wurde größtenteils positiv, da als originell bewertet, aufgenommen. Fall 2 war vermutlich der spannendste Krimi. Fall 3 brachte wenig Neues. Hierzu stellte Sascha trefflich fest: Für einen Bond genügt es auch nicht, dass er teure Autos fährt und schöne Frauen küsst, wenn Mission und Bösewicht schwächeln. Größtenteils übereinstimmend wurde folgendes festgehalten: Fast jedes Mitglied hatte Vergnügen bei der Leichtigkeit der Lektüre (was nach dem vergangenen Titel auch bitter nötig war). Ebenso ließ sich dank der schillernden Lebenslust der Hauptfigur ein opulentes Mahl samt erheiternder Getränke bereiten. Auch für den eigenen Musik-, Literatur- und Kunsthorizont konnte jeder für sich aus Allmens Repertoire etwas mitnehmen. Die Eignung zu einer anschließenden fruchtbaren Diskussion im Plenum sowie ein tieferes Wirken im Nachgang blieben die Werke jedoch schuldig.

Stattdessen erfreute man sich im Gärtnerhaus der Villa Schwarzacker vielmehr am Tiefgang der teilnehmenden Charaktere, die sich nahezu vollständig versammelten. Der Gastgeber Allmen (Steffi) und sein Diener Carlos (Alex) zauberten ein liebevolles Diorama der Allmen’schen Welt in das sonst so kellerartige Boft. Auch dank des Zugangs von Hausdame María (Mara) in das kleine Männerreich fanden Dekoration und Menüfolge anerkennende Zustimmung. Stilecht chauffiert fuhr Familie Leuschner im 78er Fleetwood Cadillac vor, den Herr Arnold (Papi) wie gewohnt sanft durch die gepflasterten Alleen um den herrschaftlichen Mexikoplatz gleiten ließ. Jannis bevorzugte die hipstereske Anreise im geclickten Car2Go-Smart (über die Abreise wird öffentlich der Mantel des Schweigens gelegt), Yenilee kam etwas mit den verschiedenen Forststraßen in Steglitz/Zehlendorf durcheinander (mit lediglich einer Ziffer Unterschied in der PLZ ist das aber auch fies!) und Christoph verspätete sich unverschuldet auf Grund einer Nachlässigkeit seines Smoking-Schneiders.

Bei Crémant (Champagner hilft zwar gegen Herzklopfen, macht aber auch eine verräterische Fahne. Außerdem reicht die Skala des Lonely Nights nur bis zur Witwe aus dem Supermarkt, CHF 270.) und undamenhaft groß genehmigten Schlucken Manhattans nahm die Stimmung rasch Fahrt auf. So lange Alkohol als öffentlicher Akt genossen wird ist ein kleiner Rausch ja auch kein Problem. Zur Abkühlung konnte zudem auf Perrier mit zwei Stück Eis und einem Schnitz Zitrone ausgewichen werden. Wie zur besten Zeit in der Goldenbar ertönte dezent im Hintergrund etwas Barmusik, die zu später Stunde von den Wiener Philharmonikern abgelöst wurde. Doch nichts erfreut Allmens Herz so sehr, wie Cole Porters »In the Still of the Night« (bevorzugt am Piano, aber keiner nimmt die Showtreppe so dynamisch wie Andy Williams).

Nachdem es das Kräuteromelett schon am Samstagmorgen gab, wurden die Huevos Rancheros den Gästen zuliebe etwa 12 Stunden vor der gewohnten Zeit gereicht. Sogar der zunächst skepische Jakob mag nun »Eier mit Tomatenpampe drauf«. Der Coq au Vin nach Siebeck-Art (eines von Allmens Leibgerichten) gelang zur großen Erleichterung des Haushälters Carlos ebenfalls. Das Geheimnis: »Ein ausgewachsenes Huhn, das geschmort werden soll, muß [sic!] vorher enthäutet werden.« (Mary Hahn (2003) in: Wolfram Siebecks Kochschule für Anspruchsvolle, S. 102.) Zudem nimmt man einen anständigen Rotwein zum Schmoren, den man anschließend auch zur Mahlzeit trinken möchte. Es muss dabei nicht wie im Originalrezept vorgesehen Chambertin sein (»[E]iner der größten Rotweine der Welt – Napoleon schleppte immer einige Kisten davon mit sich herum – und einer der teuersten.«, ebd., S. 106.). Ein anständiger Burgunder tut es auch.

Mittlerweile war das Stimmen-Wirrwarr so angewachsen, dass sogar Jessicas pädagogische Instrumente zur Zähmung einer Horde Erstklässler versagten. Die gepflegte Käseauswahl auf Omas Servierwagen konnte die Wogen jedoch wieder etwas glätten. Sascha und Yenilee verabschiedeten sich als erste, konnten aber noch miterleben, wie die Partygänger der Runde bei Gin Tonic ihren Discoschwipps anheizten (das »best coke in town« war ohnehin lediglich im VIP-Bereich des frisch eröffneten Snow White Clubs zu haben) oder nach weiteren Martinis (nicht Martini!) in einen komatösen Schlaf fielen. Ein Ende mit Cliffhanger sorgte für abschließenden Unmut. Zum Glück sind unsere María und die Dahlien nicht in die Hände der Italiener gefallen!

Als nächstes Werk folgt Joseph Roths Radetzkymarsch. Ort und Zeit stehen noch in den Sternen. Ob es zum Abgesang auf die Donaumonarchie eines vollständigen Menüs bedarf oder Schmalzstullen genügen bleibt abzuwarten. Lediglich die Musik ist klar.

Folge 11: Charles Dickens – A Tale of Two Cities

Die KuKuLiZe brauchte einige Zeit um die zurückliegende Episode abzuschließen. Kein anderes Werk hatte bislang einen so nachhaltigen Eindruck und derart tiefe Spuren hinterlassen wie »The Art of Fielding« bzw. dessen Baseball-Bezug. Im überschweifenden Rausch der Literatur schloß der Pressesprecher Anfang Mai letztlich endgültig mit diesem Sport ab, auch wenn ihn die Thematik ob der Begeisterung der weiteren Mitglieder einfach nicht loslassen will (sogar seine Lieblinge aus dem Fernsehen quälen ihn damit).

Aber es muss weitergehen. Dieses Mal also Weltliteratur. Doch die Runde will sich nicht so recht damit anfreunden. Teil-KuKuLiZes werden angeregt und wieder verworfen. Sprache, Thematik und Umfang wirken sich dieses Mal derart lähmend aus, dass die Lesequote beim Event eigentlich zum schämen ist. Doch die KuKuLiZe weiß sich zu helfen: Der Gastgeber brilliert durch Vorbereitung und hält Bilder der im Buch vertretenen, unzähligen Charaktere bereit. Auf diese Weise arbeitet sich die Gruppe immer besser in die Materie ein und kann das verworrene Netz aus Tätern, Opfern, Spionen, Revoluzzern und Mitläufern schließlich sogar entwirren. Auch so manche im Verborgen liegende Familiengeschichte des Werks kann so aufgearbeitet werden. Dabei zeigte sich, dass Gastgeber Sascha erneut ein äußerst glückliches Händchen bei seiner Auswahl der vertretenden Fotoköpfe hatte. So mancher Charakter in und im Umfeld der Gruppe ließ auf diese Weise Dickens’ Geschichte verständlicher werden. Nur Chrissi sieht aus wie ein blinder Jazz-Pianist und Jannis übt immer noch sein Katie Holmes-Lächeln. Auch die im Hintergrund laufenden Verfilmungen halfen bei der Aufarbeitung. Die ähnlich lautende 250. Episode der Simpsons hatte widererwartend wenig mit Literatur zu tun und ähnelt eher einer Lobhudelei auf »The Who«. Zum Ende stellte sich auch bei Nicht-Lesern Symphathie für die Geschichte ein, dennoch blieb man bei der Lesefreude (bis auf Jessis erfreuliche Ausnahme) weit hinter den bisherigen Titeln.

Das Drumherum ist wie gewohnt, erhofft und erwartet spektakulär sowie schnell erzählt: Jakobs gute Laune ist sogar im vorbeifahrenden Wagen der Leuschners zu hören und stört Jessica in ihrer Lesekonzentration. Kulinarisch überzeugt der Abend und agiert in einer zeitgemäßen Variation der einfachen Küche des früheren Englands und Frankreichs. Profane Erbsensuppe wird so zu einer »Soupe aux pois avec menthe et larde maigre fumé«, auch wenn in Deutschland einfach kein vernünftiger Bacon zu bekommen ist (altes Problem). Der anschließende, über Nacht eingelegte Schweinebauch aus Sous Vide mit finaler Flambierung verrußt fast die gesamte Küche (zum Glück brennt Beton schlecht), schmeckt aber köstlich, wenn er mit Blutwurst-Sauce ertränkt wird. Viel besser als auf den Philipinen, wo er lediglich in Öl frittiert wird. Stephanie schwächelt bzw. mogelt vorher mit TK-Pizza. Manchen Leuten ist Geschmack einfach nicht beizubringen. Aber sie schlägt sich tapfer und probiert sogar Rosenkohl. Bei Gin Tonic, Cidre, Bayreuther Hellem oder eben nur französischem, geminztem Wasser mit Lurch-Eiskugeln macht man sich später über die Käseplatte her, verschmäht den an Hustenmedizin erinnernden Salbeikäse und genießt die laue Sommernacht. Mit Teresa steht sogar plötzlich ein Überraschungsgast vor der Tür und es ergibt sich eine muntere Diskussion über Jakobs Alkoholkonsum (sogar Consti schont sich zunächst mit Light Beer) und kommende Trend-Drinks. Die KuKuLiZe setzt auf Rhabarber in den Gläsern der Damen auf den Terassen der lokalen Nobel-Italiener, auch wenn Dragonfruit-Bärlauch im Biermixgetränk des Sommers 2014 eine womögliche Alternative darstellen wird. Sascha glaubt da mehr an Chutneys. Birnen-Senf zum Käse soll es aber bitte weitergeben. Der Mix des Gastgebers für einsame Stunden aus Whisky und Whisky-Likör regt die Stimmung schließlich derart an, dass die Nachbarn um ihren Schlaf gebracht werden und Protest schreien. Die Spießer sind auch im früher so berüchtigten Schöneberg angekommen. Vermutlich führt die Gentrifizierung in dieser Gegend tatsächlich bald zur Umbenennung in Pleasant Hill. Die Gruppe trennt sich, nicht ohne mit Strafzahlungen die Kasse wachsen zu lassen und das nächste Werk zu beschließen. Etwas Gefälligeres muss her und was würde da besser passen als die jüngste Veröffentlichung des Schweizer Autoren mit beängstigendem Output an Romanen und Oliven aus Guatemala. Trotz Urlaubszeit soll die KuKuLiZe auch fordern, so dass man sich nicht nur auf die Dahlien, sondern auf »Allmen Komplett« einigt. Gastgeber wird der Pressesprecher in seinem Boft sein. Er kann sich mit Allmen einfach zu gut identifizieren: »Allmen, eleganter Lebemann und Feingeist, ist über die Jahre finanziell in die Bredouille geraten.« (zitiert nach der Verlagsbeschreibung von Diogenes für den ersten Teil »Allmen und die Libellen«)

Weltliteratur, my ass!

Folge 10: Chad Harbach – Die Kunst des Feldspiels

In reduzierter Runde war die diesmalige KuKuLiZe erneut ein Erlebnis, das in Erinnerung bleiben wird. Rasch war man sich über die Qualität der “Kunst des Feldspiels” einig und konnte sich den übrigen Genüssen hingeben. Keine der zuvor geäußerten Bedenken (womöglich langweilge Baseball-Thematik, Umfang mit über 600 Seiten) erwies sich als Problem, ganz im Gegenteil: Kaum ein Werk wurde so aktiv gelebt und war derart inspirierend für Alltag und KuKuLiZe-Event. Der Turnus der Gastgeberschaft erwies sich als überaus glückliche Fügung, nahmen Jessi & Consti diese Rolle sogar so ernst, dass sie zuvor extra den Mittleren Westen der USA gründlich bereisten und zahlreiche Impressionen und Utensilien im Gepäck hatten. Bei bestem Wetter wurde zunächst in urbaner Atmosphäre ausgiebig gegrillt. Während der Grillmeister die Kohlen auf Asphalt anheizte, erwies sich Sascha als exzellenter Sparringspartner für die Entwicklung der Catcherfähigkeiten des Pressesprechers. Schwartzy hätte seine helle Freude an der entdeckten Liebe zum Spiel gehabt, auch wenn Constis neuer Handschuh noch nicht ausreichend eingespuckt war und die Keule vermutlich eher für Kinder geeignet ist. Jakob kamen dabei Jugenderinnerungen hoch, wie er und Jannis’ Jugendliebe Yvonne über Zäune kletterten und mitten über Baseballfelder stürmten. Sein erstes Stadionverbot. Kulinarisch wurden wir mit einem ausgiebigen BBQ verwöhnt, das sich nicht hinter der Riesenpizza im Carapelli’s zu verstecken braucht. Auch entlarvender Backfisch wäre keine angemessene Alternative gewesen. Von Jessi geknetete Homemade Burger mit ordentlich Acrylamidanteil im Bun, ein riesiges T-Bone-Steak, diverses exzellentes US-Beef, marinierte Wings und Alexanders berühmte Entrecôte-Tartar-Burger sorgten für eine optimale Grundlage, die durch diverse importierte Saucenspezialitäten weiter verfeinert werden konnten. Auch RA Miske konnte sich früher als erwartet ganz dynamisch vom Fahrrad auf die Bierbank schwingen und leistete ohne zu zetern seine 10€-Strafe an die Gastgeber ab. Immerhin hatte er den “Process” nachgeholt und machte vorzügliche “Old Fashioneds“. Anschließend wurde er sogar noch als Führer des Lastenaufzuges ausgebildet, auch wenn die KuKuLiZe dabei 15x fast steckengeblieben wäre. In keinem anderen Wohnzimmer eines Mitglieds hätten wir anschließend so gut abschlagen üben können. RA Miske erwies sich als Naturtalent mit Tendenz zum Überdrehen und Blutrausch, aber das war zu erwarten. Constis Golfvorkenntnisse waren ebenfalls hilfreich und Jakob lernte schnell. Nur der Pressesprecher erwies sich als äußerst hüftsteif, aber das kriegt er auch noch raus. Bei diversen US-Süßigkeiten wurde anschließend munter über das Buch gesprochen: Selbstmord oder Affenlight’scher Rauchertod und Parallelen zu Moby Dick waren hier Schwerpunkte der Debatte, die sich aber rasch und sehr einhellig in schlichtes Gefallen des Werkes klärte. Sascha entdeckte in fast jedem Mitglied des Zerkels einen Charakter des Buches wieder und wollte selbst am liebsten Pella sein und dicke Muschelsuppe kochen. Thema war zudem die Wortvielfalt der Originalfassung, die zahlreiche interessante Vokabeln hervorbrachte sowie die Qualität der Übersetzung. Rechenfehler bei Maklergebühren und verschobene Absätze irritierten etwas, taten dem Lesespaß aber keinen Abbruch. Jessica freute sich vor allem darüber endlich mal mit einem unserer ausgewählten Werke es sich so richtig auf der Couch gemütlich machen zu können, während ihre Schwester bereits Tage zuvor fluchtartig die WG verlassen hatte um nicht anwesend sein zu müssen. Ein Henry’scher Fluchtreflex in die Wildnis? Zum Soundtrack vom Sugar Man wurden außerdem Schwarzweiß-Skizzen des Pressesprechers angefertigt und MLB-Accounts gelobhudelt. Consti dürfte ab nun sehr viel Zeit mit der Aufarbeitung von Baseballspielen verbringen. Aber nach Liveerlebnissen im Stadion ist sogar Jessica mittlerweile Fan. Wie kann man auch bei “Take me out to the Ball Game” ruhig sitzen bleiben? Und wenn es doch einmal langweilig wird knabbert man eben ukrainische Sonnenblumkerne oder spuckt Kautabak. Es folgten Drinks aus dem Werk: Rotwein & Red Bull Sugar free wurde widererwartend nicht angerührt, aber Affenlights torfiger Scotch fand reißenden Absatz. IPAs überhopften manch einen, waren aber eine herrlich litschige Erfahrung. Abschließend konnte man sich recht schnell auf einen Vorschlag für den folgenden Klassiker einigen. Es soll das meistverkaufteste Buch aller Zeiten werden, das überraschenderweise niemand kannte. Zum Abschluss zog sich ein harter Kern in die Tiefen des Amadeus zurück um der WG ihren wohlverdienten Schlaf zukommen zu lassen. Bei alberner Musik, Jever und Baileys&Sambucca wurden bevorstehende Ausflüge besprochen und Führerscheinbögen der hübschen Kellnerin bearbeitet. Zur allgemeinen Verwunderung war unsere theoretische Fahrerlaubnis mittlerweile recht eingeschränkt.